Montag

Wer wir sein könnten

Autor: Robert Habeck
ISBN: 9783462053 
Im Verlag Kiepenhauer & Witsch erschienen
Rezensionsexemplar? Nein

Quelle: goodreads.com


Klappentext:

"Wie wir sprechen, entscheidet darüber, wer wir sind - auch und grade in der Politik"

Nach einer langen Zeit, die eher von politischer Sprachlosigkeit geprägt war, ist nun eine Zeit des politischen Brüllens und Niedermachens angebrochen. Doch wo verläuft die Grenze zwischen konstruktivem, demokratischem Streit und einer Sprache, die das Gespräch zerstört, die ausgrenzt, entmenschlicht?

mit viel Leidenschaft erinnert Robert Habeck daran, dass die Frage, wie wir sprechen, entscheidend ist für die Gestaltungskraft unserer Demokratie. Und er entwirft die Skizze eines politischen Sprechens, das offen und vielfältig genug ist, um Menschen in all ihrer Verschiedenheit zusammenbringen und in ein Gespräch darüber zu verwickeln, wer wir sein könnten, wer wir sein wollen. Dieses kluge Buch ist Teil dieses Gesprächs.

Quelle: Verlag


Meine Meinung:

 Das Büchlein "Wer wir sein könnten", welches von Herrn Habeck verfasst wurde, hat die Macht der Sprache zum Thema.

Sprache ist ein mächtiges Konstrukt. Wer wir sind, kommt durch das, was wir sagen. Auch wird über das Gefühl berichtet, wie es um Welten einfacher ist, sich dem Populismus statt dem Objektivismus hinzugeben. Ebenso wird über die Macht der Konstrukte der neuen Rechten berichtet.

Die größte Erkenntnis, die dieses Büchlein auf seinen 127 Seiten bietet, ist, dass der christliche Gott Sprache ist. Denn Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott macht in diesem Zusammenhang mehr Sinn. Auch ist die Erkenntnis eine, wie man sie nie zuvor finden konnte. 

Als Vorteil bietet es für die Privatperson, dass man hier eine exklusive Rede Habecks hört. Denn wer ihm mal zugehört hat, weiß, wie er spricht und den Unterschied zu dem wie er schreibt. Dieses Buch ist im Vergleich zu "Von hier an anders" andersartig.

Als Vorteil fürs Feld bietet es, dass es nicht nur im rein politisch-philosophischen bleibt. Es holt auch Geschichte dazu. Auch wird lang und breit über die Gemeinschaft statt mehreren Alleingelassenen in Zeiten der Digitalisierung gesprochen. Ebenso über die Gefahr der neuen Rechten in Deutschland unter der AfD und im weltweiten Vergleich mit dem Ex-Präsident der USA.

Die Intension von Habeck hat er selbst erklärt. Er will einige Sachen skizzieren:

1. Die sprachliche Grenzverschiebung

2. Der Unterschied zwischen fundamentalistischem und demokratischen Sprechen

3. Wie man sich dem Menschen zu- statt abwendet

Auch will er eine sprachliche, poltische Perspektive aufzeigen und einen Beitrag dazu leisten, zu verstehen, was genau an dieser Sprache der neuen Rechten anders ist und wie sie die Politik verändert.

Ist ihm das gelungen? Über die Zuwendung hat er geschrieben. Gleich zu Beginn mit dem historischen Beispiel der romantischen Liebe und später dann, dass man Einzelschicksale mit Universellem kombiniert und daraus Gesetze schafft. Dies sollte auch erklärt werden und nicht stumm eingeführt werden, wie es unter gewissen Politiker*innen der Fall war. Übers demokratische Sprechen hat er auch gesprochen. Auch hat er erklärt, was die Sprache der neuen Rechten bedeutet und auch die Wichtigkeit des Entgegenstellens gegen diese. Und zwischendurch auch immer wieder die sprachliche Grenzverschiebung. Da er alle Intensionen erreicht hat, klassifiziert es sich als gut.

Ist Herr Habeck überhaupt qualifiziert genug dieses Buch zu schreiben? Ja ist er, denn er als Bundespolitiker erlebt die Politik hautnah. Gleichzeitig ist er Umweltschutzminister in einem relativ kleinen Bundesland gewesen und kennt somit auch die Realität der kleinen Leute. Er beschreibt sogar, wie er ein Gesetz macht, das diesen nicht passt und sie dann gemeinsam beschließen die Verordnung wegzulassen, aber den Inhalt trotzdem umzusetzen. Auch studierte er Philologie, Philosophie und Germanistik auf Magisterniveau, was ihn auch speziell für ein Buch über politische Sprache qualifiziert.

Das Buch warf genau eine Unklarheit auf: Auf Seite 51 wird beschrieben, dass es kein Volk gibt. Dem muss man aus historischen Gründen widersprechen. Das Wort Volk hat sogar einen Eintrag in den Duden. Der Duden definiert es sogar in vielen verschiedenen Weisen : Als große durch Kultur, Geschichte und Sprache verbundene Gemeinschaft [1], als Masse der Angehörigen einer Gesellschaft; der Bevölkerung eines Landes, eines Staatsgebiets [2], als Menschenmenge, Gruppe und es definiert sogar die in einer Gemeinschaft lebenden Gruppe bestimmter Insekten. Abschließend kann man sagen, dass es eine große Gruppe an Menschen ist, die auf einem Flecklein Erde zusammenlebt. Er hätte genauer erläutern müssen. Denn das Volk wie es bei den Nationalsozialisten beschrieben wird, gibt es nicht. Es gibt kein deutsches Volk in diesem Sinne. In anderem Sinne sehr wohl. Die Menschen, die 2015 als Asylansuchende kamen, verbindet auch eine Geschichte mit den deutschen Staatsbürgern. Somit wären auch sie de facto „deutsches Volk“. Jedoch gibt es die Unwahrheiten der Nationalsozialisten nicht. Herr Habeck hat es später auch gepostet, dass es zweierlei Volk gibt. Er meinte nur das Volk, das es als ethnisch homogene Gruppe gibt, die sich auf das Aussehen bezieht. Man muss sich nur genau genug informieren, um zu verstehen, was Menschen meinen.  Solange dies die einzige Unklarheit ist, ist auch dies positiv. Denn eine Unklarheit, die sich nur durch ungenaues Hinschauen und Verstehen eyrließ, ist keine Unklarheit mehr, wenn sie sich durch eine Erklärung erklärt.

Die potenzielle Zielgruppe sind alle Sprachbegeisterten und auch die Menschen, die tagtäglich mit Sprache im Beruf zu tun haben. Seien es Lehrpersonen, seien es Politiker*innen, seien es Philolog*innen, Übersetzer*innen, und so weiter und so fort. Die Liste an Beispielen würde sich nahezu endlos hinziehen. Denn dieses Buch erklärt auf einfache Weise wie die Macht der Sprache funktioniert.

Fazit? „Wer wir sein könnten“ ist ein Buch über die Macht der Sprache und wie man richtig spricht, aber auch ist es eine Anregung, sich politisch einzumischen. „Die Jahre der Alternativlosigkeit seien vorbei. Sie seien abgelöst worden durch eine Zeit des politischen Rechtsrucks und der sprachlichen Ideologisierung“, so Habeck. Dieses Buch und auch Habecks Politik stehen für Vielfalt statt Einfalt, Gemeinsamkeit statt Einsamkeit und Verschiedenheit als Stärke und Reichtum.  


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